„Laway“ ist derb, musikalisch und mitreißend
Von Werner Zwarte.
"Laway" ist plattdeutsch und heißt so viel wie, Unruhe, ungeordneter Radau! Nichts von dem stimmt, wenn man das auf den Namen der ostfriesischen Folkband mit eben dem Namen „Laway“ bezieht. Denn aus diesem Klangkörper des norddeutschen Urwuchses erreicht höchste musikalische Qualität die geneigten Ohren der Zuhörer.
Am Ende ihrer „Sömmerwind-Tour 2015“ trat die Gruppe mit ihrem Original Gerd Ballou“ Brandt mal wieder im Gemeindehaus der Emder Martin-Luther-Kirche auf. Mit knapp 100 Zuschauern war der Saal am Montagabend voll besetzt.„Öffnet die Tür, hier gibt es keine Fremden, hier gibt es nur Freunde!“ Mit diesem kirchlichen Motto eröffneten die Folker in Anspielung auf die aktuelle Flüchtlingssituation den Abend. Die Musik drückte all’ ihre Heimatliebe der Musiker zu Ostfriesland aus. Ob „Mien Freesland“ oder „Ma’nhaav Mazurka“, ob mal derb und ausgelassen, oder mal leise und besinnlich – immer bewiesen die Musiker ihre jahrzehntelange Erfahrung auf der Bühne mit ihren Texten, den Instrumenten und den Anekdoten aus der tiefen historischenKiste des platten Landes mit seiner herben und doch auch lieblichen Kultur. Aus dem irischen Folksong „Liverpool“ entlehnte man „The Leaving of Emden Town“, um gleich den Anschluss zu „Oostersee – Westersee“ herzustellen, dem Ohrwurm aus den Marienhafener Störtebeker-Festspielen, zu denen „Laway“ seit 1999 die Musik beigesteuert hatte. Mal in grober Hau-Drauf-Manier, mal wieder mit intensivem Feingefühl führte Gerd Brandt durch den Abend, begleitet von dem musikalischen Allroundgenie Jörg Fröse (Cister, Mandoline, Gitarre, Mundharmonika, Concertina und Geige), der alle seine Instrumente spielerisch bis perfekt beherrscht. Aber da ist auch noch Keno Brandt an Gitarre und Keyboard. Und wenn er singt „Du trägst den Wind in deinen Haaren“, dann schleicht sich da das Gefühl von Gänsehaut durch die Reihen. Um wieder auf den Boden zu kommen, gibt es den instrumentalen Gassenhauer „Hering mit Stipp“. Petra Fuchs verzauberte mit ihrer betörend weichen Stimme, die man sich allerdings auch im Jazz-Bereich vorstellen kann. Ihr zarter Song „Water so wiet“ ist ein musikalisches Gemälde für Liebe, Sehnsucht, Mut und Verzweiflung. Fröhliche Tänze, Mitklatschen im Publikum, Eala Freya Fresena – Ostfriesland hat eine musikalische Ader, und das ist „Laway“– derb, musikalisch, mitreißend.
Ostfriesen-Zeitung26.08.2015