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Noch längst nicht satt vom „Kuchen der Musik“

Angelika Milster verzauberte in der Martin-Luther-Kirche in Emden das Publikum mit ihrem Gesang

Von Werner Zwarte.
  Wenn man Angelika Milster auf der Bühne sieht, dann verbindet man damit spontan eine Melodie, die um die Welt gegangen ist: „Erinnerung“ aus dem Musicals „Cats“. Es ist das Lied der Milster, denn sie war die erste und beste deutschsprachige Katze Grizabella, die bei der Uraufführung in Wien vor gut 30 Jahren auf der Bühne gestanden hat und deren Interpretation vom „Mondlicht“ von Fachleuten als unübertroffen gilt. Am Mittwoch war sie auf Tourneestation in Emden in der Martin-Luther-Kirche, wo sie mehr als 350 Zuschauer begeisterte.
  Es ist nicht die hohe Sopranstimme, die ihren Gesang so einmalig macht, sondern die Art ihrer Vielfalt, ihres stimmlichen Charisma. Und dann kommt noch der weitgespannte Bogen ihres Gesangsrepertoires zwischen Klassik, geistlicher Musik, der oft gescholtenen Trivialität der Schlager und der Musicalsongs hinzu.
  Man mag dazu stehen wie man will: Alles, was Angelika Milster vorträgt, strahlt von höchster Überzeugungskraft. Wenn sie singt, füllt sie den Raum und nimmt alle Zuhörer mit, egal ob es das mittelalterliche „Du bist mein und ich bin dein...“ oder das mächtige „Kyrie“ von Paolo Rusticelli ist. Dazu nimmt das einfühlsame Orgelspiel des Organisten Jürgen Grimm eine fundamentale Rolle ein und hat mehr als einmal nahezu orchestralen Charakter. „Ich bin neugierig auf Musik“, sagt die Sängerin. „Der Kuchen der Musik ist groß und ich werde nicht aufhören, davon zu naschen“ . Als Baronin von Waldstätten stand sie vor gut zehn Jahren in der Neuen Flora in Hamburg in dem Musical „Mozart“auf der Bühne, aus dem sie am Mittwoch das Erfolgsstück „Gold von den Sternen“ sang, bei dem ein Raunen durch das Publikum ging. Tiefen Eindruck hinterließ das Lied von „Jerusalem“ aus der Feder von Stephan Adams. Das Faszinierende an Angelika Milster ist ihr Stil, den Gesang mit Schauspielerei in Verbindung zu bringen. In dem Moment wird sie zu einer Chansonsänger in allererster Wahl. So drängt sich bei „Du hast mir Glück gebracht“ der Vergleich zu Edith Piaf auf, auch wenn Milsters Stimme vollkommen anders als die der Piaf klingt. „Komm sei da und lass mich schweben“ singt die Künstlerin, das wohl schönste Lied des Abends, trotz „Erinnerung“ im Zugabenteil. Mit „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius geht ein wohliges Gesangskonzert mit einer sympathischen Künstlerin zu Ende.

Ostfriesen-Zeitung vom 12. April 2013