Emden - In der Emder Martin-Luther-Kirche entwickelt sich durch die Installation von Bildern des Künstlers Uwe Appold aus Flensburg eine besondere Atmosphäre. „Durch Kunst in der Kirche mehren sich die Perspektiven“, sagte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr in einem Pressegespräch über die von ihm initiierte Ausstellung, die morgen um 11 Uhr eröffnet wird.

Ein zwei mal zwei Meter großes, blau-goldenes Bild zum „Vaterunser“ auf dem Altar sei zentrierend für diesen Raum und nun dem großen Fensterbild „Phoenix aus der Asche“ gegenübergestellt. Dieses Fensterbild zeige die besondere Beziehung dieser Kirche zu Emden, betonte der Künstler Uwe Appold. Wie der Phoenix aus der Asche aufsteige, so sei die zerstörte Stadt nach dem Krieg aus Schutt und Asche wieder aufgebaut worden.

Als Zwölfjähriger war der Künstler 1954 zum ersten Mal nach Emden gefahren: mit dem Fahrrad aus seiner Heimatstadt Wilhelmshaven. Er sammelte in den Trümmern Steine. „Die Stadt konnte wieder aufgebaut werden, aber was ist mit den Menschen, die im Krieg zu Asche wurden?“, fragt Appold. In dem Bilderzyklus „Wieder ist Gott reisefertig“ zu sieben Gedichten von Nelly Sachs setzt der Künstler sich mit dem Leiden der Juden während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auseinander. Ein Leben lang hätten ihn diese Gedichte beschäftigt, und er habe sich immer gesagt: „Wenn ich einmal älter bin, werde ich dazu etwas gestalten.“ Im Frühjahr 2007 hat er mit 65 Jahren diesen Zyklus in sieben Bildern gemalt. Er verwendete Erde aus dem Konzentrationslager Neuengamme, Asche, Stroh, Frauenhaar und Textilien.

„Der Arbeitsstil des Künstlers ist eigentlich keiner klassischen Kunstrichtung zuzuordnen“, stellte Dr. Annette Kanzenbach vom Ostfriesischen Landesmuseum fest. Sie ergänzte, dass Appolds expressive Werke in ihrer Art unmittelbar berührend seien. Diese Bilder werden jeweils mittwochs um 18.15 Uhr im Rummel des Landesmuseums Emden an die Wand projiziert und dort aus kunstgeschichtlicher Sicht besprochen. Neben den Gedichten von Nelly Sachs kommen auch Texte aus der Bibel zur Sprache, die sich in der Passionszeit, den sieben Wochen vor Ostern, dem Thema „Leiden“ stellen.

Der stellvertretende Direktor des Ostfriesischen Landesmuseum, Dr. Wolfgang Jahn, gab seiner Freude über die inzwischen fünfjährige Zusammenarbeit mit der lutherischen Kirchengemeinde Ausdruck. Gemeinsam werden die Passionsandachten im Rummel veranstaltet. Auf diese Weise habe auch das Landesmuseum eine wachsende Aufmerksamkeit erfahren, und es werde eine Gelegenheit geboten, Kunstwerke einmal anders zu sehen, so Dr. Jahn.